Wieso jetzt Schneeschippen als Heimworkout? Naja, irgendwie muss man der momentanen Situation ja auch was Positives abgewinnen und ich dachte mir, ich beleuchte das Schneeschippen mal aus physiotherapeutischer Sicht.

Kalorienverbrauch beim Schneeschippen

Ich habe mich mal im Netz umgetan und tatsächlich eine Seite gefunden, auf der ich mit meinen Angaben berechnen kann, wie viele Kalorien ich beim Schneeschippen so verbrauche.

178 kcal in 30 Minuten also. Das macht in einer Stunde 356 kcal. Was kann ich jetzt damit anstellen? Wieder habe ich google bemüht und herausbekommen, dass die Kalorienmenge ungefähr 100 Gramm Gummibärchen einer bekannten Firma mit Edelmetall im Namen der Bärchen entspricht. Wenn ich also zwei Stunden Schee schippe, kann ich mir ruhigen Gewissens eine ganze 200 Gramm Tüte reinpfeiffen.

Auf jeden Fall verbrauche ich damit vier Mal so viele Kalorien wie beim Fernsehgucken in der selben Zeit und etwa so viele, wie beim Treppensteigen oder Rasenmähen. Sportlich komme ich unterschiedlichen Quellen zufolge auf fast den gleichen Verbrauch wie beim Tischtennis spielen oder Judo. Mache ich beides nicht, aber ich wollte es mal erwähnt haben.

Schneeschippen als Training?

Um Schnee zu schippen braucht man bestenfalls eine ganze Menge Muskeln. Aus trainingstherapeutischer Sicht wäre es natürlich am effektivsten, man würde sich die zu schippende Strecke in zwei Hälften teilen und von beiden Seiten zu arbeiten. So erreicht man eine gleichmäßige Belastung beider Körperseiten und damit der Muskelgruppen auf beiden Körperhälften.
Doch welche Muskeln brauche ich denn nun, um vernünftig Schneeschippen zu können? Viele, das kann ich schonmal vorwegschicken. Ich führe nur die am meisten beanspruchten Muskeln auf, damit ihr Euch schonmal drauf einstellen könnt, wo es eventuell zu Muskelkater kommt.

So sieht ein (Muskel) Kater im Schnee übrigens aus:

Die übliche Körperhaltung beim Schneeschippen:

Mit dem Standbein gehe ich in einen Ausfallschritt und das vordere Knie ist leicht gebeugt. Zudem kommt mein Oberkörper in eine leichte Vorneigung und meine Arme bewegen den Schneeschieber nach vorne. Um den Schnee von der Schippe zu befördern muss ich den Schneeschieber anheben und mit einer Rotation im Oberkörper und kraftvollem Schwung den Schnee von der Schippe zur Seite schmeißen. Anschließend drehe ich mich wieder zurück und wiederhole die Prozedur, bis ich meinen Fußweg oder was auch immer ich gerade räumen muss, schneefrei habe. Manchmal muss man ja auch sein Auto freilegen. Ob ich jetzt damit fahre ist fraglich. Deswegen habe ich auch nur den Zugang zum Auto geschippt. Mein Wagen darf noch mit dem Schneeanzug auf dem Parkplatz stehen bleiben.

Benutze Muskeln beim Schneeschippen:

Arme:

Der M. Deltoideus (Deltamuskel) mit seinen unterschiedlichen Anteilen wird bei fast jeder Schulteraktion benutzt. Genauer gesagt ist er an der Abpreizung (Abduktion) und am Heranführen des Oberarmes an den Körper (Adduktion) beteiligt. Außerdem wird er bei der Außenrotation, der Innenrotation und der Zurückbewegung des Oberarmes (Retroversion) benutzt.

Der M. Biceps brachii (Bizeps) übernimmt tatsächlich viele Funktionen beim Schneeschippen. Der Arm wird an den Körper herangezogen (Adduktion in der Schulter) und der Arm wird nach vorne oben bewegt (Flexion im Schultergelenk). Außerdem wird der Ellenbogen gebeugt und die Handfläche nach aben gedreht (Flexion und Supination im Ellenbogen).

Der M. brachioradialis (Oberarmspeichenmuskel) ist ebenfalls für die Ellenbogenbeugung und die Drehungen des Unterarms verantwortlich.

Rücken:

Die Mm. erectores spinae (Rückenstrecker) sorgen dafür, dass unser Rücken gerade bleibt und wir uns auch wieder aufrichten können.

Unser größter Rückenmuskel, der M. latissimus dorsi ist als Rückenmuskel an einigen Schulteraktionen beteiligt. So dreht er den Oberarmkopf nach innen, den Oberarm an den Rumpf nach hinten (Adduktion und Retroversion des Humerus). Für die Rumpf über nimmt er die Vorneigung und auch das Anheben, wie zum Beispiel bei Klimmzügen.

Bauchmuskeln:

Vor allem die schrägen Bauchmuskeln, die Mm. obliqus externus / internus abdominis brauchen wir beim Schneeschippen. Sie stabilisieren die seitliche Rumpfwand und rotieren den Oberkörper.

Natürlich braucht es auch die gerade Bauchmuskulatur, vor allem den M. rectus abdominis. Er hilft uns dabei, uns nach vorne zu beugen und unterstützt, wie viele andere Muskeln auch, die Atmung, insbesondere das kräftige Ausatmen.

Po und Beine:

Die Pomuskulatur, insbesondere der M. glutaeus maximus streckt den Oberschenkel nach hinten und sorgt für einen sicheren Stand. Beim Aufrichten ist er mitverantwortlich für die Aufrichtung des Hüftgelenkes, wie zum Beispiel beim Aufstehen aus dem Sitz.

Zu guter Letzt möchte ich noch den M. quadriceps femoris (Quadrizeps) erwähnen. Der Oberschenkelstrecker sorgt nicht nur für einen sicheren Stand, er ist hauptverantwortlich für die Streckung (Extension) im Knie.

Fazit:

Wie ihr seht, werden viele Muskelgruppen beim Schneeschippen benutzt. Ich habe mich wirklich auf die Wichtigsten beschränkt. Denkt aber auch beim Schneeschippen daran, dass es vorteilhaft ist, wenn man sich aufwärmt, bevor man loslegt. Erstens ist aufgewärmte Muskulatur weniger anfällig für Verletzungen und zweitens deutlich effektiver.
Beim Schneeschippen wird neben der Muskulatur noch die Koordination und die Ausdauer trainiert. Es ist also ein super Workout für die Zeit, in der wir uns mit dem weißen zeug rumplagen müssen.

Und nach getaner Arbeit kann ich dann auch meine Füße mit den lustigen Stricksocken hochlegen.